Dienstag, 18. September 2012



Alles wird auf dem Kopf getragen. Manchmal auch Rucksäcke
Kleiner grüner Kaktus
Drei Wochen schon.

Jetzt bin ich schon seit drei Wochen hier in Ruanda und der „Alltag“ kehrt so langsam ein. Vieles, was mir vorher alles ganz fremd vorkam oder ich als komisch empfunden habe, ist jetzt für mich schon ganz normal. Ein Beispiel ist, dass ich immer von vorbeifahrenden Motorrädern angehupt werde. Doch das Anhupen der Motorradfahrer heißt nur soviel wie „willst du mit fahren?“. Aber mit einem Kopfschütteln fahren sie dann schnell weiter.
Auch das Einkaufen fällt mir von Mal zu Mal leichter, denn man muss in etwa alle Preise wissen, damit man sich nicht über den Tisch ziehen lässt. Denn wer als Weißer die Preise nicht kennt, bezahlt manchmal mehr als das Doppelte. Der Kauf von Lebensmitteln ist kein Problem mehr, denn mit der Zeit weiß man, wo es die günstigste Milch, Ananas und Bananen gibt. Am Samstag waren wir auf einem sehr großen Markt hier in Nyabogogo. Der Markt ist sehr schön, denn er streckt sich über vier Hallen, die alle höhenversetzt in Hanglage liegen. Auf dem Markt findet man eine sehr große Auswahl von gebrauchten Schuhen. Ich wollte mir Fußballschuhe auf dem Markt kaufen und habe sie letztendlich sogar für den Preis bekommen, für den ich sie haben wollte. Als ich zum ersten Mal nach dem Preis gefragt hatte, meinte der Verkäufer, dass sie 18 000 RWF kosten. Damit man sie günstiger bekommt muss man sagen, dass man sich auskennt und weiß, wie viel was kostet. Nach einem langen hin und her von Preisvorschlägen habe ich die Schuhe dann doch für 11 000 RWF (ungefähr 13€) gekauft. Wenn man die ganzen gebrauchten Kleidungsstücke hier sieht, dann wundert man sich immer wieder, wie viele noch fast neue Kleidungsstücke in Nord-Amerika oder Europa in die Altkleider wandern. Anhand der Altkleider kann man sehr gut den Wohlstand der Industrienationen erkennen. Doch leider kommen nicht nur gute Sachen an, sondern in jeder Ladung Altkleider ist auch viel Müll dabei.
Die Fußballschuhe habe ich mir gekauft, damit ich hier ein bisschen Sport machen kann. Außerdem haben wir hier vor ein paar Tagen einen Trainer kennen gelernt, der Kinder im Alter von fünf bis acht trainiert. Am Sonntag hat er uns zum Training eingeladen, welches leider durch einen Regenschauen ins Wasser gefallen ist. Aber es war trotzdem sehr spannend zu sehen, wie ein Fußballtraining hier abläuft. In Deutschland würde so kein Mensch Fußball spielen. Das Spielfeld hatte insgesamt bestimmt ein Gefälle von zwei Metern. Außerdem war kein gerader Pass über das hügelige Feld möglich. Manche Kinder hatten richtige Fußballschuhe an, viele aber auch einfach ganz normale Schuhe. Aber es waren auch ein paar dabei, die nur in Strümpfen oder komplett Barfuß gespielt haben.
Letzte Woche Samstag hatte meine Organisation ihr „Annual Meeting“, also ihr Jahrestreffen veranstaltet. Das war sehr interessant alles mit anzuschauen und ich sollte einige Fotos schießen. Dort habe ich mich mit sehr vielen interessanten Personen unterhalten.
Was ich noch erwähnen möchte ist, dass wir letzte Woche einen Hahn von unserer Vermieterin geschenkt bekommen haben. Dieser Hahn war zum Verzehr gedacht, aber leider noch nicht im kochfähigen Zustand. Denn er musste erst geschlachtet, gerupft und in passende Stücke zerschnitten werden. Uns wurde angeboten es selbst zu machen, doch zum Glück haben wir sehr nette Nachbarn, die die Hauptarbeit übernommen haben. Bei diesem gemeinsamen Kochen in der „Küche“ haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie man die Küche vielleicht etwas schöner gestalten könnte. Denn unsere Küche bestand nur aus einer kleinen Holzhütte in einer Ecke neben unserem Haus. Dort war es sehr dunkel und ungemütlich, was das Kochen sehr erschwert. Außerdem gibt es nur Kohlekocher, die man mit irgendeinem Stück Plastikmüll zum Glühen bringt. Nach diesem Kochen sind wir zu unserer Vermieterin gegangen und haben unsere Wünsche an eine neue Küche geäußert. Nur zwei Tage später standen Lehmbausteine auf unserer Veranda und zwei Arbeiter waren dabei die Holzhütte abzureißen und zu erneuern. Nun hat die Küche eine feste Wand und ist neu verputzt.
Nur fünf Minuten von unserem Haus befindet sich das Goethe Institut, wo man jeden Dienstagabend einen sehr guten Film kostenlos anschauen kann. Letzten Dienstag waren wir dort und es wurde der Film „Grey matters“ gezeigt, welcher die psychischen Folgen des Genozids anspricht. Nach dem Film hatte man noch die Möglichkeit einige Fragen an den Regisseur des Filmes stellen, der an diesem Abend anwesend war.
Gestern morgen bin ich mal alleine mit meiner Kamera losgezogen und wollte mal die nähere Umgebung erkunden. Es war nicht besonders spannend, denn es gab nur Hügel und Häuser, und die sehen alle gleich aus. Auf dem Rückweg bin ich noch an dem Golfplatz vorbei gegangen, der relativ nah bei unserem Viertel liegt. An der Stelle konnte man schön den Kontrast zwischen arm und reich sehen, denn direkt neben dem Golfplatz befindet sich ein ziemlich armes Viertel. Nach drei Stunden bin ich dann endlich wieder Daheim gewesen. Am Abend sind wir noch in einen Club namens Sundowner gegangen. Nachdem ich keine Lust mehr hatte und müde war bin ich dann um drei Uhr mit einem Moto durch die Nacht nach Hause gefahren.
Links der Golfplatz, rechts ein armes Viertel

Montag, 3. September 2012

Die erste Woche

Hallo alle zusammen!

Endlich melde ich mich mit einem etwas ausführlicheren Bericht.
Also ich bin am 25.08 ab Frankfurt losgeflogen, über Istanbul mit drei Stunden Aufenthalt, nach Kigali. Wir sind hier mitten in der Nacht angekommen und wurden direkt am Flughafen von unseren Vorgängern empfangen und sind mit dem Taxi in ein Guesthouse gefahren.
Ich schreibe ich keine Tagesberichte, denn ich habe schon verdammt viel erlebt und bekomme selbst nicht mehr alles ins Gedächtnis gerufen.
Ich fange beim Wetter an, also das Wetter hier ist an für sich echt nett. Man hat zwar nie eine gute Aussicht, da es immer sehr diesig ist. Die Temperatur beträgt im Durchschnitt 25°C. Aber meiner Ansicht nach ist das Klima hier sehr trocken und kein feuchtes Tropenklima. Was einem Europäer schnell auffällt ist, dass die Sonne hier jeden Tag, egal welcher Monat, um sechs Uhr vom Himmel fällt. Dann ist es dunkel. Doch zum Glück ist in Kigali meistens Strom vorhanden und es kommt nur ab und zu in bestimmten Vierteln zu Stromausfällen. Anfang September ist hier Regenzeit, das heißt, dass es nun häufiger zu richtigen Starkregen kommt. Die Regenfälle werden meistens durch sekundenlanges Donnern und starken Sturm begleitet.
Das Essen hier gefällt mir bisher sehr gut. Es gibt eine große Auswahl an (für uns exotischen) Früchten, wie z.B. Ananas, Zuckerrohr, Treetomatoes, Avocados, Bananen und vieles mehr. Äpfel gibt es zwar auch, aber die sind hier exotisch und werden aus Südafrika importiert. Zum Imbiss kann man hier alle fünf Meter bei einem Geschäft einkaufen, welche alle ungefähr das selbe anbieten. Es sind alles sehr fettige Teigwaren. Es gibt Shapati (einfach ein Lappen Teig, der aber ganz gut schmeckt), Samusa (dreieckige Teigtsche gefüllt mit gewürztem Ziegenhackfleisch oder Kartoffel), Cake (ein herzförmiger kleiner Kuchen) und noch fettige Brötchen, von denen ich den Namen noch nicht weiß. Eigentlich gibt es hier alles zu kaufen, sogar Nutella, doch diese Profukte müssen alle importiert werden und sind somit relativ teuer. Zum Trinken bekommt man hier viele leckere Säfte, alles von Coca Cola und es gibt noch drei Biersorten, die alle etwas gewöhnungsbedürftig schmecken, da sie nicht aus Hopfen hergestellt werden.
Das Leben hier ist jetzt am Anfang noch relativ schwer, da man noch nicht die heimische Sprache Kinyaruanda spricht und einige Menschen kein Englisch oder Französisch können. Außerdem stehen die Preise selten fest und man muss immer handeln. Man muss sich gut auskennen, damit man nicht zu viel bezahlt (vor allem als Weißer). Was natürlich sehr nervig ist, ist dass es hier verdammt viele Kinder gibt, die einem direkt alle hinterherlaufen und Musungu rufen, was soviel wie Weißer heißt. Viele Kinder können noch ein paar Worte Englisch, wie z.B. "Good morning, How are you?, give me money".
Außerdem lassen die sanitären Anlagen sehr zu wünschen übrig, soweit welche vorhanden sind.
Am Donnerstag sind Marvin (ein deutscher Freiwilliger meiner Organisation) und ich dann endlich in unsere eigene Wohnung gezogen. Die Wohnung gefällt mir sehr gut. Es gibt im Prinzip zwei große Zimmer. Das eine ist mein Zimmer, welches leider kein Fenster besitzt aber dennoch ein normales Zimmer darstellt. Das andere Zimmer ist unser Flur, Wohnzimmer, Küche usw. Außerdem ist dieses Zimmer noch durch eine Holzwand zweigeteilt, damit Marvin auch ein eigenes Zimmer haben kann. Die Küche stellt eine kleine Ecke hinter dem Haus dar, in der ein schöner Kohleofen steht. Das Badezimmer existiert nicht. Es gibt lediglich eine „Toilette“ mit Dusche im Hinterhof. Wasser müssen wir uns dort auch mit riesigen Kanistern besorgen. Strom funktioniert in unserer Wohnung auch meistens. Dennoch muss man sich ihn wie bei einem Prepaid-Handy kaufen gehen.
Der öffentliche Verkehr hier in Kigali wird am meisten durch das "Moto" gedeckt. Motos sind einfache Motorräder, die jeweils einen Fahrgast transportieren. Dann gibt es noch viele Vans, die als Busse agieren und meistens mit 19 Fahrgästen prall gefüllt sind. Normale Taxis gibt es hier auch, die sind aber sehr teuer. Auf dem Land fahren sogar Fahrradtaxis, welche in Kigali verboten sind. Ich fahre meistens mit einem Moto, da es sehr schnell funktioniert und ziemlich günstig ist. Außerdem macht es sehr viel Spaß durch die Stadt zu fahren und man hat oft einen sehr schönen Ausblick. Besonders nachts ist es sehr schön, da man die Lichter der Seidlungen auf dem nächsten Hügel gut erkennen kann und sie einen künstlichen Sternenhimmel darstellen. Sterne sieht man hier relativ selten.



Da es relativ aufwendig ist sich zu waschen haben Marvin und ich direkt am Samstag beschlossen unsere Frisuren etwas Pflegeleichter zu gestalten und sind zum Friseur gegangen. Das waren mehr oder weniger die Erfahrungen der ersten Woche.


*Entschuldigung wegen der seltsamen Formatierungen, aber das ist hier einfach nicht besser machbar.